"Gespräche mit Otto Ubbelohde" Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung / Herbst 2020


In seinen Illustrationen ist Otto Ubbelohde ein Meister der Linien, des Kontrastes und der Reduktion. Seine Radierungen bestechen durch Tonwertreichtum und Gewichtung der Massen. Dies alles findet in seiner Malerei zusammen. Obwohl im Portraitfach ausgebildet, war sein Lebensthema die Verbindung von Topographie und Gefühlstiefe im Landschaftsbild. Als Maler mit graphischen Wurzeln gelingen ihm in seinen besten Bildern Seelenlandschaften, die Jugendstil und Symbolismus hinter sich lassen.

Nach Bewilligung des Arbeitsstipendiums der Hessischen Kulturstiftung habe ich zunächst mein Ubbelohde-Material (Bücher, Publikationen und eigene Fotos) gesichtet und um Abbildungen aus dem Netz (Kunsthandel, Presse) ergänzt. Aus den zahlreichen Motiven kristallisierten sich für mich die Themen Wolken-/ Wasser-/ Winter-Bilder heraus, die ich in eigene Malerei umsetzen wollte.

Ich begann mit kleinen Formaten, um mir über die Farben der Untergründe sowie die Proportionen und Farbigkeit der Motive Klarheit zu verschaffen und legte danach größere an. Damit ergaben sich ganz neue Probleme: Die großen Flächen forderten einen großzügigeren Pinselduktus, zum Betrachten der Arbeitsschritte wurde ein Abstand nötig, den das Atelier kaum hergab und ich lief Gefahr, mich beim Malen zu sehr auf Details zu konzentrieren und das gesamte Bild dabei aus dem Blick zu verlieren. In den besten Fällen entschied ich mich, unklare, fehlerhafte Stellen stehen zu lassen, um die Unmittelbarkeit der Malweise und Frische des Bildes zu erhalten.

Schon nach wenigen Bildern wurde mir klar, daß dieses Projekt für mich der Beginn einer umfangreicheren Arbeit zu Ubbelohdes Malerei ist. Gern hätte ich vor den Originalen gemalt, da Abbildungen immer nur Stellvertreter der Bilder sind. Leider mußte die Ubbelohde-Stiftung wegen der Pandemie ein Treffen mit mir im bereits geschlossenen Atelier-Haus in Goßfelden in die Zukunft vertagen; das Universitätsmuseum Marburg und die Staatlichen Kunstsammlungen Kassel waren bereits geschlossen. Sowohl Corona als auch mangelndem Schnee und Grün in der Landschaft geschuldet, mußte ich mein ursprüngliches Konzept ändern und konzentrierte mich auf die Arbeit im Atelier. Es entstanden 20 Bilder Öl auf Leinwand.

Ich spürte Ubbelohdes Dramatisierung der Landschaft nach, fand heraus wo er die Gesetze der Natur den Gesetzen der Bilder unterordnete, es gelang mir, die schwere Farbigkeit der Originale zu verlassen und seine Formen in meine zu übersetzen und etliche seiner Bilder werde ich noch malerisch interpretieren. Aber zunehmend lauter wird die Stimme des Malers hinter meinem Rücken, der meine eigenen Bilder sehen möchte…

Eine Ausstellung der Arbeiten in Bensheim an der Bergstraße (Galerie Krämer) ist geplant.

Das Gespräch mit Otto Ubbelohde geht weiter.

"12 Portraits", entstanden 2002, aufgezogen und gerahmt 2017

Lichtinstallation, Sam Flowers, St. Gallen 2004

 

 

"Ein arisierter Betrieb", Sam Flowers 2000/2001

20 Objektkästen, 33,5 x 33,5 x 8cm, hier zum ersten Mal vorgestellt

"La femme au frigo", Sam Flowers 1998

Installation mit 40 hinterleuchteten paraffinierten s/w-Kopien und Kühlschrankatrappe